August 14, 2018 Lesezeit: 1 Minuten

Warum Design Thinking dumm macht.

Eins vorweg: Ich bin Fan. Ich verneige mich vor den Erfindern oder besser gesagt „Zusammenführern“ wie Larry Leifer, Terry Winograd und David Kelley. Für mich ist Design Thinking die 68er-Bewegung des Marketings, das Woodstock der Prozesse. Es entmachtet die Oberen, die Bestimmer, und erhebt den einfachen Mann zum Gott. Es stellt jeden starren Prozess, jeden militärisch gehorsamen Mitarbeiter in Frage – genauso wie die Verehrung des Genies. Trotzdem läuft Design Thinking gerade Gefahr, die Menschen zu verdummen, statt ihre Innovationskraft zu steigern. Das Problem: Viele verwechseln Mindset und Methode.

Wir können nicht mit einem unveränderten, alten Mindset neue Tools nutzen. Wer zu prozessgläubig ist, verlernt ganz schnell zu hinterfragen. Wenn wir Design Thinking richtig nutzen wollen, brauchen wir zuerst ein Umdenken auf ganz individueller Ebene. Wir müssen uns selbst und unser Umfeld wieder zu mehr Spaß und Test-Gehen außerhalb der eingefahrenen Prozesse zwingen. Und wir müssen uns darüber bewusst sein, dass das „Entlernen“ der Prozesse eine riesige Herausforderung ist. Design Thinking gibt uns einen Weg vor, kann uns aber nicht das Denken abnehmen. Wenn wir also nicht weiterhin Tool- und Methodenentwickler bleiben, Rebellen, Kreative, die kritisch ihr Vorgehen anschauen und Neues ausprobieren, werden wir verdummen. Das haben wir nicht verdient – und Design Thinking auch nicht!